Geschichte

Dem in Wels/Oberösterreich geborenen Musiker und Komponisten Thomas Christian David (1925-2006), Sohn des noch bekannteren Komponisten Johann Nepomuk David, ist es zu verdanken, dass das Kammerorchester Krems (KOK) im Jahr 1964 aus der Taufe gehoben wurde. Zunächst gebildet aus dem Streichernachwuchs der Kremser Musikschule, die David damals leitete, fanden sich in der Folge erfahrene Berufsmusiker und qualifizierte Laienmusiker aus der Stadt und aus der Region Krems zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Eine gut gelungene Vereinigung, wie das Orchester in zahlreichen Konzerten und Festveranstaltungen inzwischen schon vielfach bewiesen hat und auch immer wieder beweist.

Als rechtliche und finanzielle Basis fungierte zu Beginn in dankenswerter Weise das Kulturamt der Stadt Krems, im Jahr 1967 wurde dann der bis heute aktive Verein unter dem Namen „Kremser Kammerorchester“ gegründet.

Wenngleich der große Künstler Thomas Christian David – seiner Berufung an die Universität Teheran folgend – die Stadt Krems und damit auch die Kremser Musikszene im Jahr 1966 wieder verließ, so hatte er doch in diesen beiden Jahren ein künstlerisches Fundament gelegt, auf dem das KOK heute noch fest verwurzelt ist. Dies war und ist wieder das Verdienst jener künstlerischen Leiter, die in der Nachfolge Davids auch weiterhin für unvermindert hochwertige musikalische Arbeit verantwortlich zeichnen.

Neben den überregional tätigen Dirigenten Leon Cuykens und Oliver Ristic, die in den 1960iger Jahren nicht nur das KOK, sondern auch Konzerte der NÖ. Tonkünstler leiteten, sind es aber vor allem die einheimischen Künstler Alfred Endelweber und Hellmut Raschbacher, denen der Fortbestand und die Weiterentwicklung des Orchesters nach Davids Abgang zu danken ist. Das Ergebnis ihres unermüdlichen Einsatzes waren über viele Jahre hinweg zahlreiche Konzerte mit anspruchsvollen Programmen, teilweise auch im Zusammenwirken mit den von ihnen geleiteten Chören „Chorus Musica Sacra“ und „Kremser Singgemeinschaft“.


Zeitungsberichte aus dieser Zeit: Download: kok-chronik.zip (4.86 MB)


Ein besonderer Glücksfall für das KOK war schließlich die Bestellung von Helmuth Göllner zum Leiter der Musikschule Krems im Jahr 1975. Er übernahm damals auch gleichzeitig die Leitung des KOK, der Beginn einer äußerst fruchtbaren Periode, die mehr als 20 Jahre andauern sollte. Seiner musikalischen Arbeit und seinem hervorragenden Ruf verdankte das KOK damals auch Einladungen zu mehreren auswärtigen Konzertveranstaltungen, darunter in den St. Pöltner Dom sowie in die Stiftskirchen Melk, Herzogenburg, Altenburg und Lilienfeld. Leider wurde Göllners erfolgreiches Wirken durch seinen viel zu frühen Tod im Jahr 1996 jäh beendet, aber die Errungenschaften seiner jahrelangen exzellenten Arbeit dauern fort.

Die Beschreibung wäre unvollständig, würde an dieser Stelle nicht auch das langjährige Wirken von Konrad Wild hervorgehoben werden. Von Beginn an Mitglied des KOK, übernahm er im Jahr 1968 die Stelle des Konzertmeisters, die er bis zum Jahr 1995 innehatte. In diesen Jahren arbeitete er sehr intensiv mit den Geigern an der Vorbereitung der jeweiligen Konzerte und war somit eine wichtige Stütze für die Orchesterleitung. Auch als Solist trat er in dieser Zeit häufig vor das Publikum.

Nach dem tragischen Verlust von Helmuth Göllner und dem gleichzeitigen Ausscheiden des Konzertmeisters oblag es nun dem neuen Konzertmeister Johannes Wels, gemeinsam mit dem Ensemble eine Krise zu meistern und die Probenarbeit und den Spielbetrieb bis zur Bestellung eines geeigneten Nachfolgers aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise gelang es in der Folge, den international tätigen israelischen Musiker Yossi Gutmann, mit dem schon in der Göllner-Ära gemeinsam musiziert wurde, für die Leitung einiger Konzerte zu gewinnen. Dadurch konnte diese schwierige Phase der Jahre 1997 und 1998 auf hohem Niveau überbrückt werden. Unvergesslich dabei das gemeinsame Konzert mit dem englischen „Cleveland Chamber Orchestra“ im Mai 1997 im Kloster UND. Dieses konnte verwirklicht werden durch den persönlichen Kontakt von Johannes Wels zum damaligen Orchesterleiter Tim Jackson. Ein in Erwägung gezogener Gegenbesuch in Cleveland (Mittelengland) kam aber leider nie zustande.

Im Jahr 1998 folgte schließlich die Bestellung von Peter Barcaba zum neuen Orchesterleiter, der sich damals auch schon als Komponist einen Namen gemacht hatte und beim KOK den Mut und das Interesse für Neues weckte. Trotz seiner zahlreichen künstlerischen Verpflichtungen im In- und Ausland ließ er es sich nicht nehmen, das KOK nahezu zehn Jahre hindurch mit viel Engagement zu leiten und sein Niveau zu steigern. Zahlreiche musikalische Höhepunkte sind aus dieser Zeit in Erinnerung, ganz besonders das „Konzert der Begegnung“ – ein gemeinsam gestaltetes Konzert mit dem Orchester „Helfertsche Orchestervereinigung Brünn“ im Oktober 2007 im Audimax der Donau-Universität Krems. Nicht minder wichtig zu erwähnen ist aber auch Peter Barcabas kompositorische Arbeit in diesen Jahren. Vier vom KOK uraufgeführte Werke aus seiner Feder finden sich in den Konzertprogrammen seiner Ära, zwei weitere hat das KOK in den Jahren danach aus der Taufe gehoben. Das letzte davon, das "Capriccio über einen Ohrwurm von Luigi Boccherini für Klavier und Streichorchester op. 27", am 11. Juni 2017 - drei Monate vor seinem allzu frühen Tod am 19. September. Trotz schwerer Krankheit, von der er schon gezeichnet war, hat er den Solopart noch selbst wunderbar und virtuos gespielt.

Ende 2007 trat Wolfgang Augustin die Nachfolge von Peter Barcaba an, er leitet das Orchester bis heute. In seiner bisherigen Ära ist es ihm in beeindruckender Weise gelungen, nicht nur an die erfolgreichen Perioden seiner hoch qualifizieren Vorgänger anzuschließen und das Niveau zu verfeinern, sondern auch durch das Heranwagen an zunehmend schwierigere Stücke den Mut zur Leistungssteigerung zu beflügeln. Besonders hervorzuheben ist hier das "Helmuth-Göllner-Gedächtniskonzert" im Juni 2016 im Kloster UND, als sich das KOK mit Antonín Dvořáks 9. Sinfonie "Aus der neuen Welt" einer besonderen Herausforderung stellte - und dieses große Werk bravourös meisterte. Dieses und auch alle anderen hervorragend gelungenen Konzerte der letzten Jahre in und außerhalb von Krems stimmen sehr zuversichtlich und weisen einen guten Weg in die Zukunft.   


Unbestritten ist die Tatsache, dass das Kammerorchester Krems aus dem Kremser Musik- und Kulturleben als dessen fixer Bestandteil nicht wegzudenken ist. Die Musiker widmen sich mit Vorliebe den herrlichen Werken der Streichorchesterliteratur, sie erweitern aber ihr Repertoire auch immer wieder mit Werken für größere Besetzung wie Sinfonien und Solokonzerten. Und sie interpretieren mit großem musikalischem Einfühlungsvermögen Werke aus allen Epochen vom Frühbarock bis zu Uraufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten.

Ein besonderes Anliegen war und ist es dem KOK auch immer wieder, jungen begabten Musikern Konzertauftritte mit Orchester zu ermöglichen. Es erfolgt dies in enger Zusammenarbeit mit der Kremser Musikschule, die auf Grund ihrer hohen Qualität und Professionalität als Partner und Förderer des Orchesters unverzichtbar ist und daher auch einen wesentlichen Teil zu dessen erfolgreichem künstlerischem Wirken beiträgt.


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